Der pragmatische Projektmanager (Diskussion der Rolle des Projektmanagers)

In der Praxis lassen sich unterschiedliche Ausprägungen der Rolle des Projektmanagers beobachten. Besonders auffällig sind zwei gegensätzliche Typen, die jeweils bestimmte Stärken, aber auch erhebliche Schwächen mit sich bringen: die charismatischen Projektmanager und die technokratischen Projektmanager. Zwischen diesen beiden Polen positioniert sich der pragmatische Projektmanager als ausgewogene und nachhaltige Variante.

  • Charismatische Projektmanager stammen häufig aus der Fachabteilung oder der Nutzerseite. Sie zeichnen sich durch eine hohe Sozialkompetenz und die Fähigkeit zur Motivation des Teams aus. Ihr Schwerpunkt liegt auf Kommunikation, Teambuilding und dem Aufbau von Begeisterung für das Projektziel. Die Gefahr dieser Herangehensweise besteht jedoch darin, dass methodische Grundlagen und strukturierte Vorgehensweisen vernachlässigt werden. Fällt der Projektmanager etwa durch Urlaub oder Krankheit aus, fehlt dem Team oft die notwendige methodische Orientierung, sodass der Projekterfolg gefährdet wird.
  • Technokratische Projektmanager kommen häufig aus der IT und legen ihren Fokus stark auf Methoden, Prozesse und Werkzeuge. Sie arbeiten mit detaillierten Listen, komplexen Systemen und standardisierten Vorgehensmodellen. Der methodische Anspruch kann jedoch zu Lasten der Akzeptanz im Projektteam gehen. Mitarbeitende empfinden die Vielzahl an Instrumenten mitunter als bürokratisch oder hinderlich. Hinzu kommt, dass technokratische Projektmanager dazu neigen, Personen vor allem nach ihrem fachlichen Profil zu betrachten und als austauschbare Ressourcen einzuplanen – ein Ansatz, der die Motivation und Bindung der Teammitglieder schwächen kann.
  • Zwischen diesen Extremen bewegt sich der pragmatische Projektmanager. Er verfügt über ein fundiertes Methodenwissen, setzt dieses jedoch situationsgerecht und projektabhängig ein. Anstatt starr ein Modell vorzugeben, wählt er für jedes Projekt passende Elemente aus einem breit in Methodenkatalog aus. Darüber hinaus legt er Wert darauf, dass die gewählten Methoden vom gesamten Team verstanden und akzeptiert werden. Er sorgt für eine konsequente Anwendung, ohne dabei den menschlichen Faktor zu vernachlässigen. Durch diese Balance aus Struktur und Flexibilität gelingt es ihm, Projekte nachhaltig und erfolgreich zu steuern.
Zitat von Berthold Brecht über Führer und die, die die Arbeit machen.

Verhaltenskodex und Ethik (Wie sollte sich ein Projektmanager oder Projektleiter verhalten?)

Die Rolle des Projektmanagers ist nicht nur durch Fach- und Methodenkompetenz geprägt, sondern auch durch ein hohes Maß an persönlicher Integrität und professionellem Verhalten. Internationale Fachverbände wie das Project Management Institute (PMI) oder die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM/IPMA) haben hierzu Leitlinien entwickelt. Diese Kodizes dienen der Professionalisierung des Berufsbildes und formulieren klare Erwartungen an das Verhalten von Projektmanagern. Von Projektmanagern wird erwartet, dass sie ihre Tätigkeit auf einer ethisch einwandfreien Basis ausüben. Zentrale Anforderungen sind:

  • Einhaltung von Gesetzen und Regeln: Projektmanager agieren im Rahmen rechtlicher Vorgaben und interner Unternehmensrichtlinien.

  • Integrität und Unbestechlichkeit: Korruption, Vorteilsnahme oder andere Formen unethischen Verhaltens sind ausgeschlossen.

  • Verantwortung gegenüber Stakeholdern: Der Projektmanager handelt im Interesse aller relevanten Anspruchsgruppen und wahrt dabei Transparenz und Fairness.

Ein weiteres wesentliches Element der Verbandsrichtlinien ist die Verpflichtung zur aktiven Weiterentwicklung der Disziplin Projektmanagement. Dazu gehören:

  • Wissensweitergabe: Projektmanager sollen ihr Know-how durch Vorträge, Publikationen oder Mentoring weitergeben.

  • Fortbildung: Regelmäßige Teilnahme an Schulungen und Konferenzen dient der kontinuierlichen Qualifizierung.

  • Engagement in Fachgruppen: Viele Projektmanager bringen sich in Arbeitskreisen der Verbände oder fachspezifischen Organisationen ein, um aktuelle Entwicklungen zu diskutieren und die Disziplin weiter voranzubringen.

Über alle fachlichen Aspekte hinaus wird die persönliche Integrität als unverzichtbare Voraussetzung angesehen. Ein Projektmanager muss in der Lage sein, auch in schwierigen Situationen unabhängige Entscheidungen zu treffen, Konflikte respektvoll zu moderieren und tragfähige Kompromisse zu entwickeln. Diese Haltung stellt sicher, dass Projektmanager sowohl von ihren Teams als auch von Auftraggebern und Stakeholdern als vertrauenswürdige und verlässliche Partner wahrgenommen werden.

Die Sicherstellung der persönlichen Integrität des Projektmanagers wird von allen Verbänden als eine der wichtigsten Verhaltensweisen im Projekt angesehen. Es wird vom Projektmanager erwartet, dass er die Methoden des Projektmanagements beherrscht und anwendet. Außerdem ist er – wie schon oben erwähnt – allen Stakeholdern eines Projekts verpflichtet. Daher kann er Meinungsverschiedenheiten respektieren und tragfähige Kompromisse vorzuschlagen.

Zentrale Verantwortlichkeiten eines Projektmanagers

Ein Projektmanager trägt die Gesamtverantwortung für die erfolgreiche Durchführung eines Projekts. Dazu gehört die Sicherstellung der Einhaltung von Zeitplänen, Budgets und Qualitätsanforderungen. Er ist die zentrale Schnittstelle zwischen Auftraggeber, Team und weiteren Stakeholdern und gewährleistet einen reibungslosen Informationsfluss.

Darüber hinaus obliegt ihm das Risikomanagement: potenzielle Risiken werden frühzeitig identifiziert, bewertet und es werden geeignete Maßnahmen zur Risikominimierung eingeleitet. Entscheidungen müssen unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren getroffen und gegenüber Stakeholdern transparent vertreten werden.

Ein weiterer wesentlicher Aufgabenbereich ist die Koordination der Teammitglieder. Der Projektmanager sorgt dafür, dass Rollen, Verantwortlichkeiten und Aufgaben klar definiert sind und die Teammitglieder zielgerichtet zusammenarbeiten. Dabei ist es seine Aufgabe, die Motivation des Teams aufrechtzuerhalten und Konflikte konstruktiv zu lösen. Zudem muss der Projektmanager die methodische Struktur des Projekts überwachen. Er wählt passende Vorgehensmodelle und Werkzeuge aus, implementiert diese im Projekt und stellt sicher, dass sie vom Team verstanden und konsequent angewendet werden. So verbindet er fachliche, methodische und soziale Kompetenz, um das Projekt effizient und erfolgreich zu steuern.

Kompetenzen und Fähigkeiten

Der Erfolg eines Projektmanagers hängt wesentlich von einer ausgewogenen Kombination aus fachlicher, methodischer und sozialer Kompetenz ab. Soziale Fähigkeiten sind entscheidend für die Steuerung von Teams, die Moderation von Konflikten und die Kommunikation mit unterschiedlichen Stakeholdern. Empathie, Verhandlungsstärke und die Fähigkeit, motivierende Arbeitsumgebungen zu schaffen, sind dabei zentral. Fachliche Kompetenz umfasst die Beherrschung von Projektmanagement-Methoden, -Tools und -Techniken. Ein Projektmanager muss in der Lage sein, den für das jeweilige Projekt passenden Methodenmix auszuwählen, anzuwenden und das Team in der Nutzung zu schulen. Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, Projekte in einen größeren organisatorischen Kontext einzuordnen, strategische Ziele zu erkennen und deren Umsetzung zu unterstützen.

Darüber hinaus sind Kompetenzen im Bereich des Change Managements und der Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingungen erforderlich. Projekte entwickeln sich dynamisch, und ein Projektmanager muss Veränderungen frühzeitig erkennen, angemessen reagieren und das Team durch den Wandel führen können.

Die Kombination aus diesen Fähigkeiten ermöglicht es dem Projektmanager, Projekte methodisch sauber, zielgerichtet und gleichzeitig menschlich ausgewogen zu steuern.

Herausforderungen in der Rolle

Die Tätigkeit eines Projektmanagers ist durch eine Vielzahl komplexer Anforderungen und schwieriger Entscheidungsfelder geprägt. Ein zentrales Spannungsfeld ergibt sich zwischen den Erwartungen des Auftraggebers, den Interessen der Stakeholder und den Möglichkeiten des Projektteams. Projektmanager müssen diese unterschiedlichen Anforderungen ausbalancieren und Prioritäten sachgerecht setzen.

Projekte unterliegen zudem häufig einer hohen Dynamik und Unsicherheit. Veränderungen im Umfang, im Zeitplan oder bei den Ressourcen erfordern schnelle Reaktionen und flexible Anpassungen. Gleichzeitig müssen Projektmanager die Integrität und Kohärenz der Projektplanung wahren, um den Projekterfolg nicht zu gefährden.

Ein weiterer bedeutender Aspekt ist der Umgang mit verschiedenen Stakeholdern, deren Interessen teilweise divergieren. Der Projektmanager muss Konflikte frühzeitig erkennen, konstruktiv moderieren und Lösungen finden, die für alle Beteiligten tragfähig sind.

Darüber hinaus ist die eigene Belastung durch Zeitdruck, hohe Verantwortung und Mehrfachanforderungen eine ständige Herausforderung. Projektmanager benötigen daher auch Fähigkeiten im Stressmanagement und in der Selbstorganisation, um ihre Aufgaben zuverlässig und nachhaltig erfüllen zu können.

Zukunft der Rolle des Projektmanagers

Die Rolle des Projektmanagers entwickelt sich kontinuierlich weiter und wird zunehmend durch technologische und organisatorische Veränderungen beeinflusst. Hybride Projektansätze, die Elemente klassischer und agiler Methoden kombinieren, gewinnen an Bedeutung, da Projekte selten rein nach einem einzigen Vorgehensmodell umgesetzt werden. Digitale Werkzeuge, Softwarelösungen und zunehmend auch künstliche Intelligenz unterstützen Projektmanager bei Planung, Steuerung und Monitoring von Projekten. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Führung virtueller Teams, da räumliche Distanz und verteilte Arbeitsumgebungen zunehmen.

Die Rolle des Projektmanagers wandelt sich vom reinen Kontrolleur hin zum Enabler und Coach. Entscheidende Aufgaben bestehen darin, das Team zu befähigen, eigenständig zu arbeiten, Veränderungen zu begleiten und eine effiziente sowie zielgerichtete Zusammenarbeit sicherzustellen. Zukünftige Projektmanager müssen daher sowohl technologische Entwicklungen als auch methodische Flexibilität beherrschen und zugleich ihre sozialen und kommunikativen Fähigkeiten weiter ausbauen, um Projekte nachhaltig zum Erfolg zu führen.

Daher macht es Sinn, sich regelmäßig Fortzubilden und beispielsweise einer PM-Gesellschaft, wie der Fachgruppe Projektmanagement beizutreten und deren Veranstaltungen zu besuchen.