Was ist eine Abweichung (im Testmanagement)?
Eine Abweichung bezeichnet die Differenz zwischen dem erwarteten Ergebnis eines Testfalls und dem tatsächlich beobachteten Ergebnis bei der Testdurchführung. Sie zeigt an, dass das System, der Testfall oder die Testumgebung nicht wie vorgesehen funktioniert hat. Erst nach einer Analyse kann entschieden werden, ob es sich tatsächlich um einen Fehler (Defect/Bug) im System handelt oder ob die Ursache z. B. in einem fehlerhaften Testfall oder einer ungeeigneten Testumgebung liegt.
Merkmale
- Entsteht bei der Testausführung durch den Vergleich von Soll- und Ist-Ergebnissen
- Kann unterschiedliche Ursachen haben:
- Fehler in der Software
- Fehler im Testfall (z. B. falsche Erwartungswerte)
- Fehlerhafte Testdaten oder Testumgebung
- Dokumentation erfolgt meist in einem Defect- oder Abweichungsmanagement-Tool
- Analyse notwendig, um korrekte Klassifikation vorzunehmen
Beispiel
Ein Testfall sieht vor, dass bei Eingabe eines falschen Passworts die Fehlermeldung „Ungültige Zugangsdaten“ angezeigt wird. Tatsächlich erscheint jedoch die Meldung „Systemfehler“.
- Analyse ergibt: Die Software behandelt den Fehlerfall nicht korrekt → klassifiziert als Softwarefehler.
Ein anderes Beispiel: Erwartungswert im Testfall war „Lieferzeit 3 Tage“, das Fachkonzept sieht aber „5 Tage“ vor → Ursache ist ein falscher Testfall, kein Fehler im System.
Hinweise für die Praxis
- Testteams sollten Abweichungen zeitnah an Fachbereich oder Entwicklung kommunizieren, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.
- Jede Abweichung sollte konsequent dokumentiert werden, auch wenn sie sich später als Testfehler herausstellt.
- Testberichte sollten zwischen „Abweichung festgestellt“ und „Fehler bestätigt“ unterscheiden.
- Einheitliche Klassifikationsregeln (z. B. Defect Severity, Defect Priority) helfen bei der Bewertung.
- Ursachenanalyse (Root Cause Analysis) ist wichtig, um Prozess- oder Kommunikationsprobleme zu erkennen.
